„Uf de Dsijelhit“ war die Gewannbezeichnung für das Gelände um die Tongruben im nördlichen Darmstadt zwischen Kranichsteiner Straße und Kastanienallee. Es war Vorstadtidylle mit Feldern, Wiesen, Schrebergärten und dem benachbarten Karlshof, dem großherzoglichen Hofgut. 1819 gab es im Stadtbereich noch sechs Ziegelhütten. Vier waren es noch bis in die 60er Jahre. Willi Berntheisel, der letzte Betreiber der Ziegelei an der Kranichsteiner Straße, führte diese von 1934 bis 1972, wo er aus Altersgründen den Betrieb aufgab.

12-15 Mitarbeiter waren einmal hier beschäftigt. Das, was jetzt ein Haus für Kunst und Künstler ist, war früher das Wohnhaus und „Kontor“ der jeweiligen Betreiber der Ziegelhütte. Gebaut wurden Ziegelei und Wohnhaus vor rund 300 Jahren. In der Stadtchronik heißt es: „Größere Kosten von insgesamt 188 Gulden verursachte 1651 der Neubau der städtischen Ziegelhütte, die durch die Kriegen in Abgang kommen war.

Das Wohnhaus, im Laufe der Jahre wohl mehrfach verändert und erweitert, wie das Balkengerüst ausweist, steht hautnah an der sehr verkehrsreichen Kranichsteiner Straße. Seine schöne, solide barocke Form blieb erhalten, während die Bausubstanz immer mehr verfiel. Zuletzt war das Haus in einem so desolaten Zustand, dass ihm der Abriss drohte. Pit Ludwig, der die ehemalige Scheune auf dem Gelände zu seinem Wohnhaus ausgebaut hatte und der damals Präsident der Darmstädter Sezession war, setzte sich für die Erhaltung des Hauses ein. Das war ein sehr schwieriger und kämpferischer Prozess. Die errechneten Renovierungsmittel konnte niemand aufbringen.

Als Ausweg aus dem Dilemma wurde das Haus in Erbpacht übertragen auf einen dafür gegründeten gemeinnützigen Verein, der dann für Instandsetzung und Betrieb des Hauses die Verantwortung übernehmen musste. Das war 1983. Die Stadt Darmstadt unterstützte die Sanierung, ebenso Darmstädter Unternehmen und ein Freundeskreis. Das Haus ist sparsam, aber zweckmäßig und originell renoviert worden und ist bis heute gut durch die Jahre gekommen. Aber wie dies bei alten Häusern so ist, es gibt immer etwas zu tun. Das Haus, das eine warme, gemütliche Atmosphäre hat, ist von Anfang an Heimat des internationalen Künstler Pleinairs gewesen, es ist Treffpunkt, Übernachtungsstation bei Ausstellungen, bietet Platz für Gedankenaustausch, Jurysitzungen, Vorstands- und Mitgliederversammlungen u.a.m. Hier finden Veranstaltungen verschiedenster Art statt, es gibt einen Kunst- und Handwerkermärkte, Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, Lesungen, Kinder-Kunst-Workshops , es werden Künstler-Geburtstage gefeiert und anderes mehr. Vermietet werden kann das Haus jedoch nicht.

Neben den Veranstaltungsräumen des Vereins befindet sich hier das Büro der Darmstädter Sezession und ein kleines Atelier.
Die Präsidenten des Künstlerhauses waren zunächst der Bildhauer Gotthelf Schlotter, ihm folgte der frühere Darmstädter Oberbürgermeister Günther Metzger. Von Mai 2003 bis 2013 war es der Journalist Wolfgang Nette, der von Liane Palesch 2013 abgelöst wurde, die von Anfang an zweite und geschäftsführende Vorsitzende war. Sie beendete ihre aktive Arbeit für das Künstlerhaus 2022.

Seit dem steht dem Verein Dr. Joachim Herber vor. In der Position der zweiten und geschäfts-führenden Vorsitzenden ist seit 2013 Annekatrin Roth…