23 Jahre lang trafen sich Künstler aus vielen Ländern Europas im Spätsommer für drei Wochen zu einem Arbeitsaufenthalt in Mirabel. 2004 zum letzten Mal. Wieso Mirabel? Ein halbverlassenes Dorf am Rande der Cevennen, 600 m hoch gelegen im Departement Ardèche, mit großer Historie, von der nur ein Turm und einige Mauerrelikte übrig geblieben sind.
Der Darmstädter Theaterfotograf und damalige Präsident der Künstlervereinigung Darmstädter Sezession hatte zusammen mit weiteren Künstlern bei einer Ausstellung in Krakau 1979 mit einer Reihe polnischer Künstler Freundschaft geschlossen. Die Abgegrenztheit hinter dem „eisernen Vorhang“ machte tief betroffen und man war bemüht, im Rahmen des Möglichen zu helfen und für einige Lichtblicke zu sorgen. Es wurden Künstler zu den Ausstellungen der Sezession nach Darmstadt eingeladen. Bei geselligen Abenden entstand die damals wirklich kühne Idee, mit Krakauer und deutschen Künstlern einen Arbeitsaufenthalt in Mirabel zu arrangieren. Pleinairs waren in Polen üblich. Es gab Stationen über das Land verteilt, wo Künstler für einige Zeit arbeiten konnten, versorgt wurden und zum Dank dann eine Arbeit zurückließen. Der frankophile Pit Ludwig ist viel in Frankreich gereist und hat durch einen Bildhauerfreund den Ort Mirabel kennengelernt. Er träumte davon, hier ein Künstlerdorf zu schaffen. Der Anfang war der Kauf eines Hauses, der „Rose bleue“, der aus dem Honorar einer Fernsehsendung finanziert wurde.“Moritaten“, inszeniert, gespielt und gesungen von Mitgliedern des Darmstädter Künstlerkellers und aufgenommen und ausgestrahlt vom Saarländischen Rundfunk. Die beteiligten Künstler konnten in der „Rose bleue“ arbeiten und mit ihren Familien Urlaub machen. Im Laufe der Jahre bauten sich eine Reihe von Künstlern Ruinen als Wohnsitz oder Sommerdomizile aus.
Die Rose bleue ist auch die Urzelle der Pleinairs. Es wurden Häuser dazu angemietet, und die ehemalige „Auberge“ wurde Aufenthaltsstation und Küche für die abendliche gemeinsame Verpflegung und gesellige Zusammenkunft.
In Darmstadt sammelten wir Geld für die schöne Pleinair-Idee und fanden viele wohlgesinnte Unterstützer, die das Unternehmen zusammen mit der Stadt Darmstadt und dem Land Hessen finanzierten. Die 17 eingeladenen Krakauer Künstler hatten große Schwierigkeiten, ihre Ausreise zu bewerkstelligen, und bis zum letzten Moment glaubten wir nicht, dass alles klappen würde. Unser Freund und Unterstützer Helmut Lortz entwarf ein Signet für das Pleinair: ein rotes Herz in der Mitte und darüber und darunter ein Pfeil nach Ost und West. Das erste Pleinair 1981 war von großen Spannungen und großen Emotionen geprägt. Kriegsrecht und unberechenbare Zustände in Polen und kaum Kontaktmöglichkeiten. Es gab noch keine Handys, und in Mirabel gab es nur eine Telefonzelle, die auch nicht immer funktionierte.
Aber trotz allem war eine ganz besondere Stimmung, alle waren abgehoben in eine andere Welt. Mirabel ist ein besonderer Ort. Manchmal von überirdischer, mystischer Schönheit. Die weiten Ausblicke übers Land, die Sonnenuntergänge, unsere Ausflüge zu wichtigen Museen und Stationen im Süden des Landes, die Üppigkeit und Freiheit des Lebens machten den Aufenthalt für alle zu einem einzigartigen Erlebnis. Das Pleinair war so besonders und gelungen, dass wir glaubten, so etwas nicht wiederholen zu können.
Und doch ging es weiter, über 23 Jahre. Zunächst nur mit polnischen und deutschen Künstlern, dann haben wir Gäste aus den Darmstädter Partnerstädten und natürlich aus dem französischen Umfeld mit einbezogen und das Ganze zu einer europäischen Einrichtung gemacht. Mirabel und seine Bürger waren stolz auf die Pleinairs. Und am ersten September-Wochenende, wenn das Dorf sein „Fète votiv“ feierte, haben die Pleinairisten in der kleinen Dorfkirche eine Ausstellung gezeigt und die Gäste zu einem internationalen Imbiß in der Gasse vor der Auberge eingeladen. Das waren wunderbare Stunden der Freundschaft, der originelle Verständigung, der Hilfsbereitschaft und liebevollen Gastlichkeit.
Pit Ludwig, die Zentralfigur, für den die Pleinairs auch Lebensmittelpunkt geworden waren, starb im Alter von 80 Jahren 1996. Er hat Liane Palesch und Erwin Koch mit der Weiterführung der Pleinairs betraut, die dann bis 2004 durchgehalten haben. Die Traurigkeit vieler Künstler über das Ende wirkt bis heute nach. Es war so ein bisschen wie der Verlust des Paradieses.
Aber von den Organisatoren im Ehrenamt verlangt es viel ab – so hat eben auch das seine Zeit.
Teilnehmer ab 1981 bis 2001
Die Namen der Künstler sind, soweit vorhanden, mit weiteren Informationen, oder deren Webseiten verlinkt. Bitte klicken Sie einfach auf einen Namen.
Sandor Aranyi, Szeged/Ungarn
Zbigniew Bajek, Kraków
lgor Banaszewski, Kraków
Roman Banaszewski, Krakow
Johanna Bartl, Dessau
Stanislaw Batruch, Kraków
Wilhelmine Bauer, Darmstadt
Franz Baumgaıtner, Köln
Janusz Beben, Kraków
lreneusz Bec, Krakow
Anna Berg, Kraków
Maciej Bernhardt, Düsseldorf
Lore Bert, Mainz
Volker Beyer, Langenau/Sachsen
Zbigniew Bielawka, Kraków
Grzegorz Bienias, Kraków
Stefan Borzecki, Kraków
Jochen Brandt, Usingen
Barbara Bredow, Darmstadt
Willi Bucher, Darmstadt
Anna Bulanda, Kraków/Aachen
Malgorzata Bundzewicz, Kraków
Jadwiga Burek, Kraków
Faust Cardinali, Paris
Robert Csáki, Budapest
Martin Dehnhard, Darmstadt
Marit Dik, Amsterdam, NL
Gesine Dittmer, Darmstadt
Patricia Dubien, St. Etienne/Frankreich
Leszek Dutka, Kraków
Thomas Duttenhöfer, Darmstadt
Birgit Eggert, Berlin
Lukas Einsele, Darmstadt
Doron Elia, Qiryat-Ata/Israel
Miguel Epes, Darmstadt
Cesare Fernicola, Brescia/Italien
Helga Föhl, Eschenhahn
Rafaella Formenti, Brescia/italien
Pawel Frej, Kraków
Fridolin Frenzel, Berlin
Manfred Fuchs, Berlin
Boguslaw Gabrys, Krakow
Matthias Gessinger, Wiesbaden
Carsten Gille, Freiberg/Sachsen
Martin Glomm, Frankfurt
Ryszard Grazda, Krakow
Edda Grossmann, Veckenstedt/Berlin
Ev Grüger, Hofheim
Doris Hahlweg, München ‚
Antoni Hajdecki †, Krakow
Pia Hausmann, Darmstadt
Wolf Heinecke, Grünstadt/Pfalz
Rainer Herold, Pütte/Berlin
Günther Hertel †, Freiberg/Sachsen
Günter Hofmann †, Hainichen/Sachsen
Malgorzata Holowka, Krakow
Andreas Helfer
Jarde Horalek, Prag
Jaroslav Horalek, Prag
Detlef Judt, Darmstadt
Christoph Kappesser, Darmstadt
Andrzej Kapusta, Krakow
Slawomir Karpowicz †, Krakow
Wladyslaw Kazmierczak, Krakow
Alice Keller, Darmstadt
Alexander Kiraly, Darmstadt
Krzysztof Kiwerski, Krakow
Ralf Klement, Hüpstedt
Renate Kletzka, Langen
Doris von Klopotek, Hamburg
Sonia Knopp, Köln
Martin Konietschke, Dieburg
Agata Konior, Krakow
Aleksandra Konior, Krakow
Georg von Kovats †, Darmstadt
Bazyli Krasulak, Warszawa
Wojtek Krzywoblocki, Krakow
Hans Kukolka, Darmstadt
Wlodzimierz Kunz, Krakow
Helmut Lander, Darmstadt
Elke Laubner, Darmstadt
Pál Lázár, Szeged/Ungarn
Bozena Lesiak, Krakow
Zbigniew Lesiak, Krakow
Slawomir Lewczuk, Krakow
Godehard Lietzow, Berlin
Rainer Lind, Darmstadt
Eberhard Linke, Saulheim
Helmut Lortz †, Darmstadt
Werner Lubos, Tarnowskie Góry
Pit Ludwig †, Darmstadt
Roman Laciak, Kraków
Zbigniew Majkowski, Kraków
Maria Malczewska, Düsseldorf/Kraków
Elka Malecka, Kraków
Adam Matek, Krakow
Dieter Mammel, Berlin
Marco Manzella, Brescia/italien
Dirk Manzke, Dessau
Jozef Marek, Kraków
Kalmár Marton, Szeged/Ungarn
Sibylle Maxheimer, Darmstadt
Janie McNab, Glasgow/Schottland
Bernhard Meyer, Darmstadt
Horst Peter Meyer, Weimar
Jo Miard †, Darmstadt
Martel Miard †, Darmstadt
Teodora Moisescu–Stendl, Rumänien
Miguel Angel Molina, Paris
Albano Morandi, Brescia/Italien
Teodor Moraru, Rumänien
Paolo Moretto, Verona/Hamburg
Steffen Morgentern, Bräunsdorf/Sachsen
lzabella Morlak-Pyzynska, Leczyca
Eugeniusz Mucha, Kraków
Antje Müller, Freiberg/Sachsen
Käte Müller, Leipzig
Gerald Müller–Simon, Leipzig
.Jerzy Nowakowski, Kraków
Krystyna Nowakowska, Kraków
Karl Oppermann, Veckenstedt/Berlin
Katharina Ortleb, Hamburg
Mateusz Otreba, Kraków
Marco Paladini, Brescia/Italien
Jan Pamula, Kraków
Clemens Pasch †, Düsseldorf
Siegfried Paulhardt, Darmstadt
Julia Philipps, Darmstadt
Andrzej Pollo †, Kraków
Lörinc Popovics, Szeged/Ungran
Antoni Porczak, Kraków
Halina Porczak, Krakow
Stanislaw Puchalik, Kraków
Marlis Radebold, Berlin
Zdenka Reinerova, Prag
Naum Repkin, Ushgorod/Ukraine
Johann P. Reuter, Guntersblum
Siegfried Rischar, Aschaffenburg
Brigitte Satori Constantinescu, Darmstadt
Thomas Satori, Darmstadt/München
Lajos Sejben, Szeged/Ungarn
Jozef Sekowski, Kraków
Jochen Senger, Berlin
Sigrid Siegele, Darmstadt
Janos Sinko, Szeged/Ungarn
Arija Skipsna, Darmstadt
Krzysztof Skórczewski, Kraków
Roman Skowron, Kraków
Annegret Soltau, Darmstadt
Jerzy Sztuka, Kraków
Karl-Heinz Schelling, Darmstadt
Werner Schimpl, Graz
Michael Schnädter, Wisbaden
Simon Schrieber, Berlin
Harald Schulz, Berlin
Frank Schylla, Darmstadt
Manfred Staudt, Darmstadt
Volker Steinbacher, Frankfurt
Ion Stendl, Rumänien
Lisa Stybor, Berlin
Scott Thoe
Angela Ulrich, Karlsruhe
Lugi Stefan Varga, Timisoara/Rumänien
Cosor Viorel, Timisoara/Rumänien
Ruth Wagner, Darmstadt
Jacek Walusiak, Kraków
Benjamin Weder, Frankfurt
Magda Wisniewska, Warszawa
Thomas Wöhrmann, Braunschweig
Maja Wojnarowska, Plock
Hans Ulrich Wutzler, Dresden
Zofia Zaremba, Plock
Szymon Zaremba, Plock
Andrzej Ziebliñski, Kraków
Dieter Zimmerman, Brahrnow/Spreewald
Uli Zwerenz, München